Im Norden von Chile und Bolivien, 24.06.2009

Seit nun fünf Monaten sind wir unterwegs und die Erlebnisse und Eindrücke hauen uns schier um. Wir sind fasziniert und überwältigt vom Fazettenreichtum in Südamerika. Es fällt uns schwer, all das Erlebte in Worte zu fassen. Das muss man einfach erFahren haben…

Chile
Wir sind über den Jama Pass, 4800 müM, von Argentinien, in Chile eingereist. Unsere Katis werden am Zoll gründlich desinfiziert. Auf unsere Frage, warum das Prozedere, heisst es, dass es sich um Vorsichtsmassnahmen handelt, wegen der weltweiten Grippeepidemie. Wir können den nun folgenden Lachanfall nicht verhindern, denn zur Desinfektion wurde irgend eine Flüssigkeit spärlich unter das Schutzblech gespritzt. That´s it.
Ein ungewohntes Bild begleitet uns weiter durch Chile und Bolivien, denn Zollbeamte und zum Teil Kellner tragen  weisse Schutzmasken vor dem Gesicht, um sich die Viren fern zu halten.
Aber alles der Reihe nach: In San Pedro de Atacama gönnen wir uns erstmal eine Pause und verdauen die letzten Erlebnisse unserer Reise. Doch auch hier werden wir von einzigartigen Naturschauspielen in der Umgebung überhäuft. Ein Highlight folgt dem Nächsten…
Tiefrote Erde des Valle de la Luna, türkisfarbende Lagunen in grosser Höhe, in denen wir unseren müden Knochen ein Bad gönnen, brodelnde Geysire, ein Mosaik von Vulkanen, fliegende Flamingos und blendend helle Salzseen bekommen wir zu Gesicht.


Wir schauen uns entgegen allen anderen Touristen die geschwungenen Sandhügel und Dünen des Valle de la Luna zum Sonnenaufgang an. Da ist man ganz für sich alleine!


In der brütenden Mittagssonne, im Salar de Atacama, mit seinen bizarren Salzsteinen…


…wandern nicht nur wir mit unseren Katis, sondern auch drei verschiedene Flamingoarten.


Während einer Tagestour, von San Perdro aus, kämpfen sich unsere Katis auf 4800 müM herauf.
Bittere Kälte weht uns um die Nasen und wir japsen nach Sauerstoff. Das Finale des Tages bildet ein Sprung in die vulkanischen, heissen Quellen von Puritima (30 km nördlich von S.P.d.A.).


Wir verlassen San Pedro Richtung Westen, durchfahren eine nicht endenwollende Steinwüste und erreichen nach 300km den Pazifik. Wir sind schockiert über die Tristes der Küste. Wir legen an diesem Tag 500km zurück und finden weder Freecamp noch eine schlaue Unterkunft. Es gibt auf diesem Abschnitt nicht mal eine einfache Herberge. Wir fragen uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit durch, werden aber enttäuscht. Links werden wir vom Pazifik und rechts von den Felsen der Anden eingezwängt, so dass wir nicht mal unser Zelt aufschlagen können. Es dunkelt bereits als wir in einem Fischerdorf mit letzter Hoffnung nach einer Bleibe fragen. Der Fischer hat Erbarmen und quartiert uns in der Clubhütte ein. Die Feldbetten sind so versifft, das wir es bevorzugen unsere Matten auf dem Boden auszubreiten. Wir sind dennoch froh, vor Einbruch der Dunkelheit, ein geschütztes Pläzchen gefunden zu haben. Der Fischer bereitet uns noch einen Schwertfisch zu, den wir genüsslich verspeisen. Am nächsten Morgen haben wir eine herrliche Aussicht auf die Bucht, in der etliche Pelikane auf Nahrungssuche sind.


Bei Iquique bewegen wir uns wieder landeinwärts, wo wir in der Nähe des kleinen Städtchens Pica einzigartig schöne Geoglyphen zu Gesicht bekommen. Da es in dieser Gegend weder Regen noch Wind gibt, sind die “Pinturas” in sehr gutem Zustand. Wir fahren durch das Dorf Officina Victoria, das während des Minenabbaus von Nitrat bis zu 2000 Einwohner zählte. Nachdem die Mine erschöpft war, wurde alles stehen und liegen gelassen. Heute leben nur noch 7 Einwohner in dem schaurig und verlassenen Dorf. Eine ältere Dame, eine der letzten wenigen Einwohnerinnen, erzählt uns bei einem Kaffee die Geschichte und dass sie den Baggern, die alles dem Erdboden gleich machen, nicht weichen wird.


Weiter Richtung Norden befindet sich Officina Humberstone. 1872 gegründet, um das grosse Nitratvorkommen abzubauen. Heute ist es nur noch eine verlassene Geisterstadt, die als Museum durch das Unesco Weltkulurerbe geschützt wird. Die Entwicklung und die Herstellung vom synthetischem Nitrat führten 1960 zur Schliessung.


Der weitere Weg bis Arica, zurück an den Pazifik, ist staubig. Dörfer stehen auf Sandhügeln und die Vegetation gleicht einer staubigen Leinwand. In Arica geniessen wir für zwei Tage den imposanten Pazifik und planen unsere folgende Tour über den N.P. Laucra, von wo wir nach Bolivien einreisen wollen.

Nun geht´s ab in den N.P. Laucra. Von null auf 3600müM.

Laucra, 160 km östlich von Arica, ist für uns ein wahres Juwel. Wir schmeissen unser Gepäck ab und wandern mit unseren Katis über feinsten Schotter durch einsame Landschaften. Es gibt schneebestäubte Vulkane, schimmernde Seen und Lagunen, zahlreiche Vogelarten und sogar einen rauchenden Vulkan. Unzählige Vicunas und Alpacas begleiten uns während einer Zwei-Tagestour in das Herz des Nationalparks, zum Salar de Surire. Dabei krackseln wir wieder auf über 4500müM. Bei eiserner Kälte springt so “Mancher” in die 40 Grad heisse Lagune. Andere machen lieber das Foto. Die Nacht dürfen wir im Refugio der Conaf auf eisiger Höhe verbringen.
Danach machen wir uns auf nach Bolivien.

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Grundsätzlich wäre der Grenzübertritt nach Bolivien ein Klacks und in kurzer Zeit möglich, wäre da nicht dieser ignorante und nichtswissende Zöllner, der uns erstmal die falschen Papiere aushändigt und mich danach ellenlang warten lässt. Aber irgendwann nach über 2 Stunden sind dann alle (überflüssigen) Kopien gemacht, die Registration erledigt und die Stempel im Pass und wir wollen los. Doch bei der Schrankendurchfahrt will ein weiterer Polizist auch noch irgend etwas und lässt uns nicht durch. Wieder alles ausziehen, rein ins Büro, raus um die versteckten Pässe zu holen, um alle Daten nochmals in ein grosses Buch einzutragen. Nach der Bemerkung, dass Bolivien gefährlich sei und das Wetter jedoch gut bleibt, verlangt er 5 Bolivianos, was wir dann jedoch gekonnt abweisen..
Der lange Aufenthalt an der Grenze beschert uns dann einen herrlichen Freecamp unter einem traumhaften Sternenhimmel bei -10Grad. Obwohl wir uns dick eingemurmelt haben, schlottern wir am morgen ganz schön und lassen uns gerne von der Morgensonne aufwärmen, bevor wir uns auf den Weg in die Hauptstadt La Paz machen.

La Paz ist der Obergraus für jeden fremden Motorradfahrer. Ein heilloses, nimmerendendes Verkehrschaos durch enge, verschlungene und sehr steile Gassen. Unsere Motoren kochen schon lange und der Ventilator glüht, als wir nach langer Suche endlich die Touristeninformation finden. Doch die ist leider geschlossen und so bleibt das Suchen nach einem Hostel mit Parkmöglichkeit uns überlassen…


In der Residencial Sucre können wir die Mofas in der Eingangshalle abstellen, es gibt “aqua calliente” (das heisst: es kommt zeitweise handwarmes Wasser zum Duschkopf raus) und wir sind nahe dem Zentrum, sodass wir alles zu Fuss erledigen können. Die Stadt verliert seinen anfänglichen Schrecken schnell und wir fühlen uns am zweiten Tag schon gut zu recht und sichtlich wohl.


Bevor es dann jedoch wieder weiter geht erleben wir den “Gran Poder”. Ein mega Trachten-Umzug mit 25000 (fünfundzwanzigtausend) Teilnehmern und noch mehr Zuschauern. Es beginnt morgens um neun und endet irgendwann gegen Mitternacht. Bestimmt haben wir auch unser Zimmermädchen vorbeitanzen sehen, denn sie hat auch die 6km Stecke abgetanzt, erzählt sie uns am folgenden Morgen. Doch sie kann kaum noch gehen und uns die Tür aufmachen vor lauter Schmerzen in den Füssen und Beinen…

Wir haben nun wieder genug Stadt erlebt und uns ziehts wieder raus auf´s Land. Sorata (150km nördlich von La Paz) klingt nach Reiseführer ziemlich abgelegen und entspannt. Genau richtig um die weitere Route zu planen und etwas “Ferien” vom Reisen zu machen.
Jonny, der Besitzer des Alta Oasis, und eine Touratech-DVD bringen uns jedoch auf die Idee etwas länger in Bolivien zu weilen und den Loop über Mapiri und Cuanavi zu wagen.
So ziehen wir nach vier entspannten Tagen weiter und landen ziemlich schnell wieder “auf Arbeit”. Anstatt den schnellen Abstieg in die Yungas, gehts wieder hoch auf über 3000m und entgegen der Karte und dem GPS schlängelt sich die Strasse in grossen Schleifen den kantigen Bergen entlang. Der Pfad reicht gerade mal für ein Fahrzeug. Links gehts tausend Meter fast senkrecht runter, rechts eine Steilwand ins Unendliche hinauf. Jackys Höhenangst wird ziemlich stark geprüft. Doch wir schlagen uns durch und gegen Nachmittag erreichen wir auch das Ende dieser Hochstrasse. In wilden Serpentinen gehts innerhalb weniger Kilometer runter auf 1000müM. Völlig ausgepowert erreichen wir ein abgelegenes Dorf, wo wir unser Zelt auf dem Dach des einzigen und verwarlosten Hotels aufschlagen können.


Über Nacht hat´s geregnet und die Erdpiste verwandelt sich in eine Rutschbahn.


Diese Strassensperre hält uns natuerlich nicht auf. Wir schlengeln uns hinten durch. Die Vierräder
müssen noch bis spät in die Nacht ausharren, wie wir im Nachhinein erfahren.


In Guanay beschliessen wir noch weiter in den Norden nach Rurrenabaque zu fahren.
Dies heisst fur uns: Flussdurchfahrten, endlose Staub-und Buckelpisten, weggeschwemmte Strassen.


…Pfuiii… der, der Hinten fährt, ist immer der Schmutzfink :o(


Unser gemütliches Bungalow in Rurrenabaque beim Jürg aus St.Gallen.

Die Rückfaht über die 200km üble Staubpiste bleibt uns erspart, denn der Zufall will es, dass wir mit einem Langboot mit können.

Das letzte Stück der Rundreise endet mit der ”most dangerous road of the world”. Doch die Strasse hat ihren Schrecken verloren. Seit eine zweispurige Umfahrung eröffnet wurde, sind kaum Fahrzeuge mehr zu sehen. So sind nur einige wenige Touris auf Bikes die einzigen Verkehrsteilnehmer denen wir begegnen. 

So endet unser Bericht in La Paz, kurz vor dem Titicacasee und dem Grenzübertritt nach Peru.

PS by Marc: kann´s das sein, mit Mütze, Handschuhen und sieben Jacken in einem Internet-Cafe zu hocken, immer noch zu schlottern und nach einer Stunde 5 Bilder hochgeladen zu haben??? Die Schlitzohren machen die Leitung extra lahm und träge, damit sie viel Kohle einkassieren können. Meine Nerven machen das nicht mehr lange mit. Ist noch schlimmer als die H&S-IT…

Comment by Jacky: Der Erste, der mich zu einem Fondue einlädt, hat lebenslang Freibier in der Lehnbar!

27.Juni 2009 · allgemein