Süd-Peru, 19.07.2009

Zum Abschluss von unserem Abstecher nach Bolivien machen wir in Copacabana am Titicacasee halt, von dort unternehmen wir eine Bootstour zur Sonneninsel “Isla del Sol“. Da die Sonnencreme im Hotelzimmer liegen blieb, verlassen wir den Kutter am Abend mit farbigem Kopf…
Tags darauf verlassen wir das Land Richtung Peru. Schon vor Tagen haben wir von Strassenblockaden gehört, doch niemand konnte uns verlässliche Angaben über die Situation im Land und das Ausmass machen. So lassen wir uns überraschen und erkundigen uns erstmal bei den peruanischen Zollbeamten, die uns mit Handschlag begrüssen. Wir haben Glück, denn ab heute mittag werden die Blockaden für drei Tage aufgehoben und es sollte möglich sein, nach Puno zu gelangen. Die restlichen administrativen Arbeiten sind dann auch zügig erledigt und die Frage nach Haftpflichtversicherung abgewiegelt, sodass wir los können. Der Zollbeamte läuft uns zwar noch nach und meint, wir muessten unbedingt eine Versicherung abschliessen, aber er nehme auch gerne 10 Solis fuer das Mittagessen und dann wäre es erledigt. Die 10 Solis behalten wir natuerlich bei uns, denn wir wollen selber Mittagessen… ;o)

Auf der Strecke sind dann doch noch einige Strassenblockaden ziemlich aktiv. Busse werden aufgehalten und die Fahrgäste zum Aussteigen gezwungen. Erdwälle, Steine und sogar Felsbrocken liegen auf der gesamten Strecke nach Puno. Unser Glück ist, dass wir uns mit den Motorrädern zügig hindurchschlängeln können, ohne dass uns jemand wirklich nah an die Wäsche gehen kann.
Grund für die Proteste ist die Absicht der Regierung die Wasserreserven zu privatisieren und einem US-Konzern zu verhökern. Im Gegensatz zu den Europäern, die auch viele staatliche Betriebe zu ungunsten des Konsumenten verkauften, sind sie etwas kluger, weitsichtiger und vorallem energischer.
So erreichen wir am Nachmittag Puno und mit der Einfahrt in die Stadt erleiden wir den ersten Plattfuss, welcher aber zügig in einer Gommeria geflickt wird. Tags darauf besuchen wir die schwimmenden Inseln der Uro im Titicacasee (diesmal dick eingeschmiert und die Sonnencreme auf Mann)
Die Hauptstrasse nach Cusco ist definitiv und für unbestimmte Zeit dicht und auf den Nebenstrassen dorthin sind viel Brücken zerstört. Darum streichen wir Cusco und MachuPichu vorerst und die Reise geht weiter Richtung Westen nach Arequipa.
Kurz nach Abfahrt senken wir den Luftdruck in den Reifen und schwenken ab auf eine Schotterpiste. Wir fahren durch eine herrliche Hochebene mit gelben Wiesen und rauschenden Bächen. Kaum eine halbe Stunde vergeht und Jackys Hinterpneu ist wieder flach. Diesmal ist keine Werkstatt weit und breit. So gilt es auf 4000müM den Reifen von Hand zu flicken. Beim Pumpen spührt man die Höhe extrem und wir wünschen uns, dass wir dem Handwerker gestern besser auf die Finger geschaut hätten, denn der Flicken war nicht richtig geklebt.
Das selbe Prozedere müssen wir an diesem Tag noch zweimal mehr durchgeben, denn die Flicken aus der Migi halten genausowenig. Letztendlich hilft nur noch der Einsatz eines neuen Schlauchs, welcher tief unten in der Ersatzteilkiste liegt… (für die Statistik: erste Reparatur in 1 Stunde, letzte Reparatur in 30 Minuten)
Die vielen Reparaturstopps haben dann zur Folge, dass es schon lange dunkel ist, als wir Arequipa erreichen und uns bei einer Holländerin einquartieren. Die zweitgrösste Stadt Perus besitzt viele schöne Kolonialbauten einige sogar  mit Dachterassen, auf denen sich beim Sonnenuntergang herrlich ein Cusqena geniessen lässt. Nach einem Tag Stadtbesichtigung und einem Ruhetag (um einzukaufen und den Schlauch professionell flicken zu lassen) gehts weiter in das Valle de Colca. Das Tal ist berühmt für die vielen Condore die greifbar nah über die Köpfe der Betrachter fliegen. Es ist das zweit tiefste der Welt und entsprechend zerklüftet und wild sind die umliegenden Berge. Wir kommen nur schleppend voran und erreichen unser Etappenziel am Pazifik auch wieder erst im Dunkeln. Tags darauf  kürzen wir dann aber unser Programm und schlagen unser Zelt am einsamen Puerto Inka auf und lassen uns von Pisco-Sour und leckerem Fisch verwöhnen. Er schmeckt so lecker, dass wir gleich noch einen Tag dazuhängen, um ihn nochmals verköstigen zu können.

Der nächste Stopp ist Nasca. Die Aussicht vom Turm der deutschen Erforscherin Maria Reiche endtäuscht uns. Jacky, die “leidenschaftlich gerne” fliegt, wünscht sich mit einer Cesna das Gebiet zu überfliegen. Gesagt getan. Eine Stunde später sitzen wir in einer Rumpelkiste und umkreisen jedes der 14 Linienbilder in scharfen Schleifen. 360°, einmal rechts und einmal links herum. Jackys Gesichtsfarbe stellt sich schnell einmal bei grün ein und ändert sich bis zum Abendessen nicht mehr. Dennoch ist der Rundflug sehr eindrucksvoll und empfehlenswert.

Einheimische berichten uns, dass die Strasse nach Cusco wieder frei befahrbar ist. Wir entscheiden uns daraufhin spontan um und fahren doch noch zum Machu Picchu.
Auf dem Weg dorthin bleibt auch Marc vor seinem ersten Plattfuss nicht verschont. Auf dem Asphalt sammelt er etliche kleine Nägel ein, die sich im Pneu verkeilen. Zum Glück hat es im nächsten Ort eine Gommeria und der Pneu ist wieder schnell geflickt. Fünf Nägel ziehen wir aus dem Reifen.
Bis Ollantaytambo gehts mit den Katis. Von dort nehmen wir in aller Frühe den Zug hinauf zu der weltberühmten Inkastadt. Wir haben Glück, das Wetter ist bestens und wegen der Weltwirtschaftskrise hat es wenig Touristen. Machu Picchu diente als bedeutenstes zeremonielles und astronomisches Zentrum der Inkas. Für die Besichtigung der Andenterassen und Tempelanlagen lassen wir uns den ganzen Tag Zeit und geniessen den fantastischen Blick vom Aussichtspunkt.

Um nicht nochmal die gleiche Strecke bis zum Pazifik zurückfahren zu müssen, wählen wir die weitere Route von M.P. über Abancay nach Ayacucho mit dem Ziel Lima. Die Strecke ist fahrtechnisch sehr anspruchsvoll und auf dieser Zwei-Tagesetappe versagt Jackys Hinterbremse. Der Plastik-Pfropfen in der Hydraulikschraube war morsch und hat sich selbständig gemacht. So spritzt die Bremsflüssigkeit in hohem Bogen aus der Verschraubung raus, anstatt den Zylinder zu betätigen.
Alle Kniffs und Tricks von McGiver und der “K-Rep” helfen nicht, um das Loch zu stopfen. Der Druck ist einfach zu gross…
Für 20 km Luftlinie benötigen wir zwei Stunden, denn es geht über unzählige Kurven auf 4100 müM an schwindeleregenden Abgründen vorbei. Doch dieser Abschnitt ist landschaftlich traumhaft schön und reizvoll. Wir befinden uns weit weg vom Massentourismus und passieren etliche Schafherden, grimmig blickende Einheimische, winkende Kinder, ringsherum die Fünftausender mit weisser Spitze und sehen viele Bauern bei der Bestellung ihrer Felder.
Auf dem Weg nach Lima machen wir noch einen Stop auf der Halbinsel Paracas. Wir fahren mit dem Speedboot hinaus aufs Meer und beobachten um die Insel Ballestas etliche Vogelarten, Seelöwen Pinguine, Pelikane und sogar Delfine.
Am Mittag machen wir uns aber weiter auf nach Lima, denn unsere Katis müssen dringend in die Werkstatt für den fälligen Service und der Problembehebung mit der Hinterbremse. Zusätzlich habe ich noch einen weiteren Defekt an der mittlerweile 60tkm alten und etwas schwächelnden Dame. Auf der Küstenstrasse (240km) bis in die Megametropole, ist der LC4 vier mal die Sicherung durchgeknallt, so dass der Lüfter ausfiehl, der Motor bei einem Stau überhitzte und ich auf einmal in eine stinkende Rauchschwade eingenebelt war.

Als wir in Lima ankommen sind wir baff von der vorhanden Zivilisation. Sind wir doch in der vergangenen Zeit in eher unterentwickelten Regionen unterwegs gewesen. Dort wo Wasser ein Luxusgut ist, es keine Supermärkte gibt, Frauen Holz sammeln, um ein Feuer für das Abendessen zu machen oder ihre Wäsche im Fluss waschen. Die Menschen dort haben noch nie etwas von Mc Donalds gehört. Das ist vermutlich für sie ein Hundename. Kino ist denen unbekannt und wo die Schweiz ist, weiss so gut wie niemand, geschweige denn, dass es sie überhaupt gibt. Schulbildung ist nicht selbstverständlich, denn die Kinder hüten den ganzen Tag die Herden.

Und hier in Lima, 300 km weiter, gibt es wieder alles im Überfluss. Die Stadt hat doch tatsächlich soviel Einwohner wie die ganze Schweiz. Wir sind platt und kämpfen uns zum KTM-Händler durch und geben unser Servicewünsche an, die am folgenden Nachmittag in Windeseile erledigt werden. Einzig bei den Reifen können sie uns nicht befriedigen. So zieht Marc gezwungenermassen hinten einen Michelin T63 auf und die restlichen Reifen müssen bis zur nächsten Servicestelle noch etwas halten…

Fotobericht:


Die Anreise nach Copacabana ist ein landschaftliches Bonbon.


So sehen die peruanischen Strassenblockaden aus, die wir mit unseren schlanken Katis
gekonnt umfahren koennen. Die Demonstranten machten darauf hin lange Gesichter…


Die schwimmenden Inseln werden auf eine Art
Torfboden angelegt, auf denen die Bewohner dann
in monatlichen Abständen Schilf schichten.


Das Valle de Colca besteht zum grossen Teil aus diesen landwirtschaftlich angelegten Terassen.
Am Cruz del Condor kann man den Aasfressern dann tief in die Augen blicken.
Sie sind zum Greifen nah.



Nach langen und anstrengenden Offroadtagen relaxen wir wohlverdient am Strand vor Nasca.


Der Überflug über die Geoglyphen ist schwindelerregend aber mega schön und sein Geld wert. TIP.



Ständiges Staubschlucken. Bei diesen Strassen bleiben wir nicht lange sauber.
Am Abend sehen wir aus wie zubetoniert.


In Peru exestieren ein Menge dieser Inka-Bauten. Saqsaywamán, besser zu merken unter
“Sexy Woman” ist eine davon, oberhalb von Cusco. (3567 m)


Alpacas und Lamas sind des laendlichen Peruaners liebstes Haustier.



Viele, viele bunte Tücher… Bei dieser Gelegenheit muchos Saludos an Tüchel. “Nicht von bunten Tüchern”
(Insider)

Dinge, die die Welt nicht braucht gibts auch hier. Die feinen Stoffe werden als “Handmade-Work”
verkauft, fuer die der Arbeiter einen Monat braucht, um sie zu fertigen.
Sie sind aber in La Paz, Arequipa oder Cusco haargenau aus dem gleichen Muster. ¿Tourifalle.


Echte Herausforderung: Auf über 4000m den Pneu wechseln und flicken bringt uns echt
ausser Atem.


Wir nutzen die Zeit in Arequipa, um uns mal wieder auf Vordermann (frau) zu bringen.
Nach Wochen Abstinenz hocken wir mal wieder in einer Bar mit internationalem Sound.


Leuli findet immer schnell Freunde :-)
Überall wo wir auftauchen müssen wir erstmal Bericht über unsere Reise erstatten.
Vorher dürfen wir nicht weiterfahren.


Unsere Pläne mit unseren Katis über die Bahnschienen zu den M.P.-Ruinen zu fahren, müssen wir leider streichen. Wir nehmen den ersten Zug.


Hammerstrecke nach Ayocucho. Wenn da nicht die defekte Hinterbremse wäre.


Ausflug zu der Insel Ballestas, die Galappagos des “kleinen Mannes”.


Unser neues Heim in Lima…

…befindet sich gleich dahinter ;o)

19.Juli 2009 · allgemein