Ecuador - Festland / 10.09.09

Nach der Rückkehr von den Galapagos-Inseln fahren wir von Guayaquil schnurstracks an die Küste, um noch ein letztes mal ins Meer zu springen, denn wir haben beschlossen, aus Zeitmangel nicht an die Karibikküste zu fahren. Wir haben in der Schweiz die Reise so akribisch geplant, doch hier vor Ort leben wir die Spontanität und haben uns schon so manchmal umentschieden. Das ist eben das Schöne am Reisen: “Du bist frei”. Wenn`s uns an einem Platz gefällt, bleiben wir eben länger und erhalten dadurch auch einen viel besseren Eindruck von Land uns Leuten. Unser Motto: Tu das was du tust, aber richtig. So hetzten wir jetzt nicht nach Columbien und lassen auch die zweite Brasilientour aus, denn das Land ist einfach zu gross, um es in dieser Zeit mit dem Töff zu bereisen. Unser beider Traum ist es, lieber den Süden von Chile und Argentinien zu sehen und dafür genug Zeit zu haben. Ich sag` ja: “Ein jahr ist einfach zu kurz”.


Bericht Ecuador

Erster halt ist in Canoa im Hostal Bambu, wo wir wieder direkt am Strand unsere Stoffbehausung aufbauen können. Kaum angekommen krabbelt ein kleiner Blondschopf um unsere Katis und blabbert immer was von Papi-Papi…. Jacky guckt Leuli ganz verwirrt an…
Kurze Zeit später lernen wir dann auch den wirklichen “Papi” kennen: Willem ein in Ecuador aufgewachsener Holländer und fanatischer KTM-Endurist. Wie so oft ist die Zeit viel zu kurz um sich richtig auszuquatschen, doch die Einladung sich in Quito zum Endurowandern zu treffen steht und da werden wir nochmals die Gelegenheit haben uns zu unterhalten…

Nach zwei Nächten in dieser Oase zieht es uns jedoch weiter 200km in den Norden. Dort finden wir in Mompiche ein noch ruhigeres und abgelegeneres Plätzchen. Das 200 Seelen Fischerdorf hat nur eine Handvoll Cabañas und nur am Wochenende ein paar ecuadorianische Urlauber. Am Montag sind wir dann fast für uns alleine und wir geniessen die Zeit, die Ruhe und frische Säfte an der Strandbar.
Auf einer zweistündigen Whalewatching-Tour haben wir das Glück, mehrere Potwale beim springen und “schwänzeln” zu sehen. Auf der Rückfahrt gibt der Bootsführer mächtig Gas, sodass die kleine Nussschale von Welle zu Welle springt. Entsprechend spritzt die Gischt und am ende verlassen wir das Boot pflutschnass, kreidebleich und mit verkrampften Händen. Die Actiontour war wohl im Preis von 20$ mit inbegriffen :-)

Auf der Weiterfahrt nach Quito machen wir in Mindo, einem kleinen Dorf umgeben von Bergregenwald halt und erkunden zu Fuss den Wald und die darin versteckten Wasserfälle. Nach 6h wandern kehren wir verschwitzt und hundemüde zurück. Wir sind beide froh, morgen wieder aufs Mofa sitzen zu können und die gut ausgebaute Asphaltstrasse nach Quito zu fahren…
In der Hauptstadt finden wir uns auf anhieb gut zurecht und peilen gleich zuerst den KTM-Mech an, um uns neue Pneus zu beschaffen. Zu unserer Enttäuschung sind aber auch hier die Pirelli ausverkauft und wir müssen uns mit taiwanesischen Maxxis zufrieden geben. Mal schauen, wie weit sie uns tragen werden. Viel versprechen wir uns jedoch nicht davon.
Der Reifenwechsel ist schnell vollzogen, sodass wir für die morgen stattfindende Endurotour mit Willem bestens gerüstet sind.

Wir treffen uns mit Willem am Samstag morgen vor dem Hostal und fahren 50km raus aus Quito, um in der Nähe des Cotopaxi die Schönheit und die Freiheit von Ecuador zu geniessen. Die Gemütlichkeit hat aber dann auch bald ein Ende, als wir zum ersten “technischen” Abschnitt kommen. Unsere schweren Reisemotorräder kommen nicht selbstständig den schlammigen Hang hinauf, sodass wir schieben und ziehen müssen, um sie hochzukriegen. Entsprechend fertig sind wir nach dieser Aktion, denn wir befinden uns auch wieder auf rund 3000müM.  Das selbe Schauspiel vollzieht sich beim zweiten Flusslauf… nach 4h und 30km fängt es an zu regnen und wir flüchten uns zur nahegelegenen Hauptstrasse, essen heissen Chocclo (Maiskolben mit Frischkäse) und warten bis der Regen nachlässt und kehren nach Quito zurück.

Wer einmal in Ecuador ist, muss auch mal in den Dschungel. Auf dem Weg dorthin übernachten wir erst bei den Thermas de Papallacta, wo wir vom Zimmer (mit Kamin) in 5 Schritten im heissen Thermalpool sitzen. Das sind die echt angenehmen Zeiten des Reisens. Den zweiten Stopp machen wir am San Raffael Wasserfall. An beiden Tagen werden wir immer wieder verregnet und wir sind richtig froh, als sich die Wolken lichten. Wir sind mittlerweile auf 300müM angekommen. Eine feuchte Hitze lässt uns in den Regenklamotten schmoren und wir sind froh, um vier am Treffpunkt der Dschungellodge angekommen zu sein. Die nächsten fünf Tage werden wir mit wandern, schwimmen, fischen und relaxen in der Cuyabeno River Lodge verbringen.
Ein herrliches Fleckchen Erde inmitten von Urwald. Schmetterlinge, Vögel, Affen und allerhand Insekten hopsen um und in den Hütten herum…
Jacky stolpert eines nachts über eine handgrosse Tarantel, die auf der Lauer nach Kakerlaken auf dem Holzsteg ist oder am letzten Abend krabbelt ein 8cm grosser Frosch an unserem Bett herum. Glücklicherweise haben wir das Mosinetz bereits installiert… Die Natur hat hier echt den Vorrang und das ist auch richtig so.

Die Zeit vergeht wie im Fluge und schon müssen wir wieder weiter. Wir fahren Richtung Süden über Coca, Tena nach Baños. Hätte uns jedoch jemand erzählt, dass die Thermen nur aus quadratische Betonbecken bestehen, hätten wir den Ort bestimmt ausgelassen…
So geniessen wir hier beim Thomas aus Chur die gute Schweizer Küche und unternehmen einen Zweitagesausflug ohne Gepäck zur Laguna Quilotoa. Dort befinden wir uns wieder weit abseits der Zivilisation auf schönsten Schotterpisten. Als wir nach dem Weg fragen, meinte der alte Mann mit Poncho behangen, ob wir nicht ein Geschenk für ihn hätten. Sozusagen als Gegenleistung für die Auskunft. Wir müssen ablehnen. Der “Alte” bittet uns noch, das nächste mal Wasser mitzubringen, denn das hat dort Niemand. Er ist ist nicht bös drum, dass wir nichts abgeben, sind wir doch genau so arme Schlucker, die nicht mal ein Haus haben und im Zelt schlafen müssen.

Zum Abschluss von Ecuador fahren wir auf der neurenovierten Hauptachse über Cuenca, Loja und Vilcabamba Richtung Süden zur Peruanischen Grenze, die wir morgen passieren wollen….

Fotobericht


Noch in Peru treffen wir ein costarikanisches Paar auf KTM-Fahrräder.
Aber Leuli fühlt sich auf dem Drahtesel nicht wohl, sodass er ihn wieder zurückgibt…


Für uns beide die erste Äquatorüberquerung auf dem Land von süd nach nord


Beachcamping bei Mompiche


Kennt jemand diese Zwei vom “Ballermann”?
Am ruhigen Strand von Mompiche geniessen wir…


Potwal beim “schwänzeln”


kleine Zwischenverpflegung am Strassenrand nach Quito


Jacky am endurowandern


…und Leuli beim endurowandern oder auch Töff-Pulling genannt…


auch Willems Versuch, seine 450er hochzujagen scheitert letztendlich am schlammigen Boden…


noch mehr Enduro gefällig???


das Enduro Team


einer der wenigen Regentage auf unserer Reise
für die Statistik: 6 Tage Regen bis heute


Cascada San Raffael, östlich von Quito


Hier in Ecuador tanken wir das schlechteste Benzin auf unserer Reise.
Die Motoren husten und stottern mächtig, aber sie lassen uns nicht hängen.


Dschungelpiste. Unsere Katis können wir gratis bei den Besitzern der Lodge am Waypoint
abstellen. Weiter in die Lodge gehts mit dem Kanu.


Luis, unser begeisterter Guide, führt uns durch
knietiefe Schlammlöcher mitten durch das Dickicht.


Mit Kriegsbemalung gehts ab zum Schamanen, der
wundert sich über Leulis eigenartige Zeichen auf dem Gesicht.


durch die heftigen Regenfälle in den Tagen zuvor, ist der Wasserstand in der Laguna Grande
und den Flüssen extrem hoch.


das Schweizer-Team gewinnt den Pyranha-Contest mit 3:0


unser kleiner Betthupferl


los otros Suizos…
erster Abschied von unseren CH-Freunden. Bereits in Baños treffen wir uns wieder.


schnell was zu Futtern geholt…
Jacky ist einfach nicht satt zu kriegen.


am Kraterrand der Laguna Quilotoa blässt uns der Wind fast weg


Alltagsstress in Ecuador


am Ende der Schotterpiste

P.S. Ecuardor fasziniert uns und hat uns in seinen Bann gezogen. Es ist so einfach zu bereisen.
Vielleicht liegt das auch an unseren gesammelten Erfahrungen bis jetzt, aber es ist so entspannend, nach der anstrengenden Zeit in Bolivien und Peru. Keine Strassensperren, niemand wirft mit Steinen nach uns.
Die Menschen, die hier teilweise unter einfachsten Bedingungen leben, sind offen und herzlich, ohne
Hintergedanken, dass man dem “reichen Touri” das Geld aus der Tasche ziehen könnte. Und die Landschaft
ist so abwechslungsreich, dass wir vor lauter Staunen gar nicht mehr heraus kommen.
Ecuador ist so klein und besitzt dennoch eine ausergewöhnliche geographische Vielfalt.

11.September 2009 · allgemein