Peru - das Chaos hat uns wieder 28.09.09

Adios Ecuardor. Welcome back to Peru: das Chaos hat uns wieder!
Was in Ecuador in totale Entspannung ausartete, sind wir nun mit dem Grenzübertritt schlagartig wieder gefordert.
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Bevor es nun aber nach Peru geht, hauen wir uns den Magen noch mal so richtig voll. Denn das Frühstück hier in Vilcabamba im Hostel Izhcayluma, nach dem Tal benannt, ist einsame Spitze und die Zeit die wir hier verbracht haben, kann man schon mit Ferien vergleichen.
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Bis zur Grenze sind es nun 220 km schönste Schotterpiste und zum letzten mal winken uns die quirligen, lebensfrohen Ecuadorianer, in einer Landschaft wie im Tessin, zu. Nach 4h treffen wir in einem kleinen Dorf an. Frauen auf der Strasse trocknen Kaffee und die Männer kontrollieren…
Die Hitze lockt schon wieder kleine Wasserfälle unterm Crossshirt hervor. Vor uns baut sich auf einmal eine Schranke auf, das ist nichts Neues, denn alle wichtigen Zufahrtsstrassen werden hier durchs Militär abgeriegelt und die Passanten entweder kontrolliert oder eben auch nicht. Wenns zu heiss ist oder Sonntag oder am Vorabend ein Fussball-Match lief, dann arbeitet man in S. A. eben nicht. Verständlich, oder? So passiere ich eben den aufgebauten Schlagbaum, wie schon so oft zuvor. Gleich darauf pfeift mich ein recht streng aussehender Dicker in Uniform zurück. Ich blick mich um und sehe Leuli weit hinter mir, schon brav geparkt. Ups, jetzt wird mir klar, ich bin soeben illegal in Peru eingereist. Aber das konnte ich ja auch gar nicht sehen, wenn Zoll und Migrationsstätte zwischen Kiosk und Restaurant stehen und eher einer alten Baracke ähneln, als einem Grenzposten. Der Zöllner gibt sich aber ganz gelassen und die Abfertigung ist reibungslos unkompliziert. Hatten wir doch an allen Grenzübergängen zuvor etliche Ausreisepapiere auszufüllen, gab es hier einfach nur einen Stempel auf die Dokumente. „Listo“. So einfach gehts ohne die Wunderwelt des Computers. Jetzt passieren wir die Schranke nochmals ganz legal und sind in Peru.

Gleich vis a vis erblicken wir eine grosse Blechtafel auf der steht Aduana. Na wunderbar! Das scheint ja alles easy zu klappen. Ich zweifel noch etwas, ob wir auch wirklich richtig sind, denn das Haus sieht eher wie ein Schrebergartenhaus aus. Doch der Zöllner winkt uns schon von Weitem, als wäre er ein Vertreter und möchte mit uns das Geschäft des Jahres abwickeln. Es zeigt sich dann jedoch, dass er einer der aktivsten Zöllner Südamerikas überhaupt ist. Der Grenzort erinnert eher an: „Spiel mir das Lied vom Tod“ Ein kleines ausgestorbenes Dorf mit zirka zwanzig alten Holzhütten und einem Kiosk, vor dem zehn halbstarke, recht besäuselte Typen mit Sombrero den Sonntag geniessen. Als wir in das „Büro“ eintreten, muss ich gleich wieder kehrt machen, um mich draussen erstmal zu sammeln. Ein alter Holztisch mit einer Flut von tausenden losen Zetteln auf dem Pult. Der Ventilator bläst diese in alle Himmelsrichtungen. Die Stühle, die uns zum sitzen angeboten werden, werden erstmal im Dorf zusammen gesammelt und im Nebenraum stehen vier Betten und eine Kochecke, wo noch die Überreste des letzten Mittags weit verbreitet an den Wänden hängen. Hmm lecker.

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Bevor wir jedoch die Einreise unserer Mofas regeln können, meint der Zöllner, müssen wir die Stempel in unseren Pässen haben. Gleich ein Haus weiter befindet sich das Office der Migration. Doch dort ist niemand zu sehen. Ein Mann kommt auf uns zu und meint, der Beamte wohnt dort hinten im roten Haus. Also stapfe ich los. Ich kanns nicht glauben, dass ich gerade den Mann suchen muss, der unsere Pässe abstempeln soll. Ich klappere jedes Haus ab, bis ich mal endlich das Richtige gefunden habe. Ich klopfe an die Tür, doch niemand meldet sich. Jetzt habe ich dann genug des Guten und haue regelrecht auf die Tür ein, dass es definitiv nicht mehr zu überhören ist. Ach ja, geht doch, ein Kopf streckt sich aus dem Fenster. Ich begrüsse den Mann ganz höflich und bedaure, dass ich ihn während der Siesta störe, aber wir würden gerne heute in Peru einreisen. Si si no problema… Er würde gleich kommen, aber er ist noch am baden, wir sollten doch 20-30 Minuten warten. Uns überrascht hier nichts mehr und so gesellen wir uns zum Zöllner zurück und plaudern über die aktuelle Situation. Er kann uns beruhigen und die vorherigen Strassenblockaden und Aufstände sind beigelegt worden. Nach langen 45min. sind dann unsere Pässe gestempelt und auch die Einreiseformalitäten sind relativ schnell gemacht. Nun heisst es, noch rasch zur lokalen Polizei. Auch hier laufen wir um das Haus und entdecken niemand. Als wir durchs Fenster schauen, ist der Localpoli am pfusen. Nur ein lautes buenas tardes lässt ihn aufschrecken. Er streicht sich einmal durchs Haar und sitzt dann gestriegelt hinter seinem Schreibtisch und fragt uns belangloses Zeug. Neben sich eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit mit einer Schlange drin. Auf meine Frage hin, was das denn ist antwortet er: na ne Cobra in Alkohol. Als hätte das jeder auf seinem Büropult stehen.
Nachdem wir dann alle seine neugierigen Fragen gekonnt beantworten konnten, steht der Einreise nach Peru nichts mehr im Wege. Handschlag mit allen Beteiligten und ein „Buen viaje“ zum Abschluss… Die nun folgende Weiterfahrt nach San Ignazio ist unspecktakulär schön. Nach einem abgekämpften Tag im Staub und quälenden Zollformalitäten ist man am Abend so richtig down und freut sich nur noch auf was gutes zu Essen und ein Bett. Das mit dem guten Essen muss wohl noch ne Weile warten. Denn in Peru erwartet uns wieder unser „Leibgericht“: Pollo (Huhn). Pollo gibts hier in allen Variationen, zum Frühstück, zum Mittag und zum Abend. Als Suppe, im Ofen gebraten, im Sandwich, auf dem Salat, einfach überall. Fragt man nach einer Alternative heisst es: Pollo mit Reis… Na super. Unser Bedarf an Pollo ist irgendwie gedeckt, zumal die riesigen Zuchtfarmen nicht gerade für eine gesunde Tierhaltung sprechen.

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zwischen Euardor und Peru

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Die Jungs sind immer ganz fasziniert von der kleinen Chica auf dem grande Moto.

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Schon kurz vor Trujillo erwartet uns das nächste typische Erlebnis. Wir kommen gar nicht dazu, uns zu freuen, dass wir wieder in Peru sind. Die Haftpflichtversicherung für Fahrzeuge ist in Peru vorgeschrieben. Doch diese bekommen wir weder an der Grenze noch in den nächsten Städten und es ist auch sinnlos, sich auf die hoffnungslose Suche danach zu begeben.

Aber die Geier in ihren Uniformen warten schon auf uns, sie lauern überall auf ihre Beute. Und sie winken lächelnd und das Bussgeldheft schwenkend ihre Opfer heran. Na Klasse! Aber komisch, winken sie nur alle ausländischen Fahrzeuge heraus (denn kein Einheimischer fährt bei Tag mit Licht). Der Poli will alle Papiere sehen, inklusive Versicherungspolice, die wir nicht haben. Und die Diskussion beginnt. Wir packen unser bestes Spanisch aus und gehen mit ihn in Verhandlung, denn das kann es nicht sein, dass die Policen an der Grenze nicht erhältlich sind und man uns 100km weiter deswegen rauszieht. Da geht es nur um reine Abzocke und das wollen wir uns nicht bieten lassen. Als nächstes wädelt der Polyp mit einer Preistabelle vor unserer Nase herum, die aussieht wie ein Fahrplan der Deutschen Bundesbahn. Auf dem ist fett markiert eine Ziffer von 426 Soles, das ganze mal zwei ergibt CHF 300. Mir fallen fast die Augen raus, als er uns die Summe nennt, die wir zu blechen hätten. Desweiteren sollen wir ein Bussenformular unterzeichnen und schnellstmöglich das Geld zahlen. Jetzt gehe ich auf Contra und bin nicht mehr so nett wie auch schon. Wir unterschreiben erstens gar nichts, was wir nicht hundert pro lesen können und zweitens möchten wir den Gesetzestext sehen, der beschreibt wieviel in diesem Fall zu zahlen ist. Das kann er nicht, zum Glück. Damit haben wir spekuliert. Die nächste Frage ist dann ganz schnell wieviel Geld wir denn dabei hätten? Na eben nicht viel.. Wir merken aber, dass wir aus dieser Situation nicht ungeschoren herauskommen, denn die Police ist Pflicht und unsere Papiere sind in den Händen der Geier. Ich biete dem Poli auf seine Frage unsere letzten 20 $, mehr habe ich nicht. Er schiebt uns die konfiszierten Papiere wieder zu und zwackt sich den Zwanni dabei ein. Hoffentlich haben seine Kollegen das nicht gesehen, sonst müsste er ja noch teilen. Er wünscht uns noch einen wunderschönen Tag. Wir können weiterfahren.

Als wir weiterfahren wollen haben sie schon den nächsten an der Angel. Ein australische Töfffahrer wird angehalten. Wir beschliessen an einem anderen Wegpunkt auf ihn zu warten. Er erzählt uns später, dass sie ihm ganze 80 $ abgenommen haben.

Wir fahren ab diesem Tag auf jeden Fall nicht mehr mit Licht auf der Panamericana.

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Ein Abfallentsorgungssystem gibt es anscheinend in ganz Peru nicht. So hat dies zur Folge, dass der Müll einfach in die atemberaubende Landschaft gekippt wird, die dann im wahrsten Sinne atemraubend ist.

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In Chimbote treffen wir den Australier Greg bereits wieder. Doch bevor wir uns mal einquartieren können, müssen wir an das andere Ende der meisthupensten Stadt der Welt.Wir tauchen ein in das völlig chaotische Verkehrsgewühl von Peru und können nur noch hoffen, auch unbeschadet am anderen Ende der Stadt zu gelangen. Im Gegensatz zu Ecuador, wo die Autofahrer recht zurückhaltend agieren und man lediglich auf die immer Vorfahrt habenden Busse achten muss, ist der Verkehr in Peru aggressiv und rücksichtslos. Wichtigste Regel ist: hupen. Immer hupen. Hupen löst alle Probleme und spart Abnutzungen an den Bremsen. Zweite Regel: wer schneller ist, ist Sieger. Und Peru kennt nur Siegertypen. Überholt wird rechts, links, in Kurven, an roten Ampeln. Nur fliegen können sie noch nicht. Zum Glück.

Weitere Regeln gibt es nicht…

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Die nächsten zwei Tage fahren wir mit Greg, dem Aussi, gemeinsam und er kommt in die Gelegenheit
seine schwer beladene BMW F650GS im hartnäckigen Schotter der Enten-Schlucht hoch nach Huaraz
zu testen.

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Und wer einmal in S.A. ist muss auch einen Stierkampf gesehen haben, dachten wir uns zumindest. Einmal und nie wieder. Die traditionell gestriegelten Toreros hetzten den armen Stier bis zum bitteren Ende durch die Arena und ist dieser erstmal schwach kommt das blutrünstige Ende durch Pfeile und ein Stich in die Rippen durch das Schwert. Der Sieger der Toreros darf sich dann das Ohr des Stiers abschneiden und zu Hause ins Regal stellen zu seinen anderen Sourvenirs und Glaubensbildern. Aber vorher zeigt er dies noch allen Zuschauern und hält es uns vor die Nase und trotzt vor Stolz. Welch eine Tradition…
An diesem Abend hatte ich ausnahmsweise mal keinen Hunger.

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Aus Jackys Kati läuft Öl aus, so dass wir kurzentschlossen nach Lima weiter fahren, um dort den Mech aufzusuchen.
Lima ist eine Stadt für sich…. Blinkende Leuchtreklame, Türsteher, die einen am Jackenärmel ins Restaurant zerren wollen, ohrenbetäubende Musik aus den Nebengassen und alles durchsetzt mit fliegenden Händlern, die sich den flüchtenden Touristen aufdrängen.

Doch wir finden ein super Plätzchen zum Verweilen und quartieren uns im Kokopelli, einem echt angesagten und empfehlenswerten BackPacker ein.

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Hostel Kokopelli

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Dort treffen sich jede Menge Traveller oder solche die es gern werden wollen. Welche, die dort mittlerweile wohnen, weil sie es nicht weiter als Lima geschafft haben, weil ihnen die Kohle doch schon eher ausgegangen ist als sie gedacht hatten, oder weil Papa ihnen kein Nachschub mehr liefert. Aber auch echt lustige Typen.

Wir hatten auf jeden Fall unseren Spass…

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Diagnose: Schaltgabelbruch an Jackys Mofa. Wie auch immer das geschah…

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Das KTM-Werksteam hat an der alten Dame Tag und Nacht geschraubt. Gracias Cino y Enrice.

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Nach einer Woche Lima und einem ausgewogenem und reichlichem Frühstück geht die
Fahrt weiter Richtung Ica, wo es sich herrlich durch die Dünen fliegen lässt.
Dem Buggyguide hat man seinen Fuss wahrscheinlich am Gaspedal angebunden.
Vollgas, never stop.

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Routendarstellung:

gefahrene Route
Route exist

Dazu sei nur soviel gesagt: “Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…

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Unser Fazit:
Peru das Land der Gegensätze, Widersprüche, Korruption und den kuriosesten Auto-Hupen.

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Die Motoqueros grüssen alle Reisenden und Daheimgebliebenen.

Schööööööni OLMA und allen unterwegs gueti Reis. next stop chile…

29.September 2009 · allgemein