Endlose Weite, Einsamkeit, Steppenlandschaft,

Berge, Flüsse, Fjorde, Gletscher und eisiger Wind. (27.12.09)

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Auf unsere Entdeckungsreise durch das südliche Patagonien weht uns der Wind ganz heftig um die Nasen. (die Ohren sind ja durch den Helm gut geschützt) Zweifellos ist das rauhe Patagonien in vielerlei Hinsicht ein Paradies, welches von grosszüger Natur begünstigt wurde und für uns ein superschöner Abschluss dieser Reise ist.

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Nach unserem letzten Bericht aus Bariloche streifen wir durch die argentinischen und chilenischen Seengebiete, weiter Richtung Süden. Entlang der Carretera Austral bis an ihr Ende und dann durch die nicht endenwollende Pampa bis zum Fitz Roy, dem Gletscher Perito Moreno, Torre del Paine und dem südlichsten Punkt unserer Reise, nach Punta Arenas. Von dort aus treten wir mit gemischten Gefühlen über die chilenische Fjordlandschaft unsere Heimreise an.
Einerseits freuen wir uns nach einem Jahr Zigeunerleben auf Family, Freunde, ein eigenens Daheim und vorallem auf das leckere Essen.  Anderseits ist das Jahr so schnell vergangen und hat uns soviel tolles, einzigartiges erfahren und erleben lassen, so dass wir gerne noch bleiben würden. Das Gefühl dieser Freiheit, die wir auf der Reise hatten ist einmalig. Auch wenn es nicht immer einfach war, aber das gehört genau so gut dazu.

Also mach die Leinen los, verlasse den sicheren Hafen und träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. Es lohnt sich…

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Im NP Lanin nutzen wir die beim Füxli gewonnene Kondition und spurten kurzerhand zu nem Wasserfall hoch. Der berühmte Vulkan ist jedoch in dunkle Wolken gehüllt, die dann auch versuchen unsere Mofas zu waschen. Die Maschinen haben darauf aber keine Lust und gallopieren was das Zeug hält den Regentropfen davon!

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Im Hintergrund liegt der am 1. Januar 2008 letztmals aktive Vulkan Llaima (Chile). Die Strasse hat immer noch Wintersperre, sodass wir gezwungen werden nach Süden abzudrehen. Das ist der Beginn unserer eigenen Episode von “long way down”.

Jacky auf der meterhohen, ausgekühlten Lawa…

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Der Luxuscampingplatz mit “Banio Privados” am Lago Colico liegt noch im Dornröschenschlaf und schreit förmlich danach, aufgeräumt zu werden. Leuli vermisst langsam die Arbeit und nimmt sich dieser Aufgabe noch so gerne an um die ganze Nacht so richtig durchzufeuern.

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Ein kartographischer Fehler beschert uns eine weitere “Endurowander-Etappe”. Anstatt einer befestigten Strasse steht an der NP-Grenze ein Schild “nur 4WD Fahrzeuge zugelassen”. Doch wir befinden uns schon mittendrin.

Was den Leuli freut verfluchen andere Teilnehmer, denn der Weg wird zunehmend schmaler, steil und schmierig. Brücken sind weggebrochen und dann heisst es, nicht Kati fahren sondern Kati tragen und es wird endurotechnisch so einiges abverlangt. Die Erdstrasse weist tiefe Auswaschungen auf und fordert die Piloten ganz schön…

Zwischendurch laufen wir den Weg ab, um den weiteren Verlauf zu Fuss zu erkunden.  Enduristen wissen wie es uns dann nach zwanzig Kilometern und zwei Stunden gegangen ist… schlauch…

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Plötzlich gibt Leulis Kati ein besorgnis erregendes Klappern von sich. Irgend was stimmt nicht mehr mit dem Ventilspiel. So fahren wir ziemlich zügig nach Puerto Montt und suchen den dortigen KTM-Mech auf. Schnell ist das Ventilspiel eingestellt, doch Reifen sind keine innerhalb von nützlicher Frist zu organisieren, so dass wir sie telefonisch nach Punta Arenas (2500km südlich) bestellen. Kein Problem heisst es zu dieser Zeit. Wir verlassen uns auf diese Aussage.

Die ersten 150km der Carretera Austral enden, ganz entgegen unseren Erkundungen, an einem Hafen ohne Fähre. Wir landen in einer Sackgasse. Das nächste Boot geht erst im Januar. Definitiv wollen wir nicht so lange warten. Auch das Klappern ist nach dieser Strecke bereits erneut zu hören, sodass wir uns wieder auf den Weg zum Mech machen müssen. Also alles wieder zurück…, weil’s so schön war.

Dieses mal wird der Zylinderkopf abgenommen und der tatsächliche Schaden wird sichtbar…

Der Defekt ist nicht so schlimm, dass die Maschine auf den nahegelegenen Friedhof muss. “Nur” Nockenwelle und Ventilhebelrolle müsssen ausgetauscht werden. Beide Teile sind innerhalb von 24 Stunden vor Ort und verbaut, sodass wir die nun gebuchte Fähre nach Chaiten, erwischen und endlich auf dem Weg ans Ende der Welt sind.

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Nicht soviel Glück hatten die Einwohner von Chaiten, die anfangs Jahr ihr Hab und Gut beim Vulkanausbruch verloren. In der ganzen Stadt liegt auch heute noch meterhoch Asche und Schlamm. Die Häuser sind nicht mehr bewohnbar, da weitere Erruptionen drohen.

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Wenig Verkehr und eine abwechslungsreiche, herrliche Landschaft lockt viele Fahrradfahrer die Carretera Austral zu bezwingen. Töfffahrer scheint es jedoch ausser uns keine zu geben.

Die Strasse endet für uns nach 1000km in Villa o`Higgins, von wo wir mit dem Schiff den gleichnamigen Gletscher bei perfektem Fotowetter erkunden. Das Eis fliesst vom Campo Hielo del Sur, dem grössten Eisfeld nach der Antarktis in den Gletschersee ab. Die Crew bringt einen abgebrochenen Eisklotz an Board  und serviert uns einen Wiskey on the rocks mit glasklarem,  hundertjährigem Eis.

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Auf dem Rückweg sehen wir die zutraulichen Huemuls, eine Hirschart. Oft findet man die seltenen Tiere in Chile und Argentinien an zerklüfteten Berghängen, aber auch auf Bergwiesen oder in Wäldern.

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Nach einigen weiteren Kilometern lädt uns ein verlockendes Plätzchen dazu ein, unsere Stoffbehausung aufzubauen. Idyllische Freecamps gibt es in Südchile in Hülle und Fülle. Die Buschdusche muss man allerdings selbst installieren.

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In der nächsten Stadt stocken wir unser Vorratslager auf, denn wir wissen nicht, wo wir die folgenden Tage unterkommen werden. Langwierige aber nicht langweilige Strecken führen über die verlassenen Grenze, Entrada Baker, nach Argentinien. Wir legen vierhundert Kilometer zurück und treffen nur auf eine einzige Estancia und eine Tanke. That’s it. Danach folgen wieder hunderte Kilometer Pampa bis zum prägnanten Fitz-Roy- Massiv.

Auszug aus dem Tagebuch: Am Zoll dann das übliche Gezeter. Nachdem wir endlich alle Formulare erhalten und ausgefüllt haben, gehts zurück zum Beamten. Buchstabe um Buchstabe - Zahl um Zahl wird vom Original abgelesen, auf dem Laufzettel verrifiziert und dann der entsprechende Knopf auf der Tastatur gesucht - und - gedrückt…

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Auch diese Angabe ist eher eine Fehlinformation - Installation.

Nirgendwo sonst gibt es eine so grosse Fläche, die über Nichts besteht wie in Patagonien. Von sämtlichen Aufregungen (Telefon, Telegramm, E-Mails und Internet) wird man verschont, denn das Auffallenste am endlosen Patagonien ist das Nichts… Das macht das Reisen im Süden so urtümlich.

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Der Fitz Roy (3405müM) zeigt sich bei bestem Wetter.

Hätten wir an diesem Morgen bereits gewusst, dass wir bis zum Abend dreissig Kilometer laufen würden, wären wir wahrscheinlich nie losgewandert.

Doch wer sich Zeit nimmt auf dieser Tour, bekommt viele Woody-Woodpickers zu sehen.

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Ein Hightlight jagt das Nächste. Wie es sich eben für den Abschluss einer Reise gehört. Eine Besonderheit ist der Perito Moreno. Er ist einer der wenigen Gletscher außerhalb der Antarktis und Grönlands, der noch kontinuierlich wächst.
An dieser Stelle danke ich meinem Vater, der mir den Hang zum schwarzcampen vererbte. Danke Dad, es war ein unbeschreibliches Erlebnis und wir hatten diese hammer Aussicht ganz für uns allein. Und im Gegensatz zu dir in Prag, haben wir uns nicht erwischen lassen.

:-)

Das illegale Campen wird sofort bestraft. Die Mücken zerstechen Jacky auf brutale Weise, so dass das Gesicht dermassen anschwillt und am nächsten Morgen der Helm nicht mehr auf ihren Kopf passt. Autsch…

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Die Flossen schmerzen immer noch, als wir zum 8-stündigen Marsch aufbrechen. Zähne zusammenbeissen heisst es, um die Granitnadeln des Torre del Paine zu sehen…

Um so glücklicher sind wir dann, als sich die Wolken bei unserer Ankunft verziehen.

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Weiter gehts auf der Ruta Cuarenta , die jedes Jahr mehr und mehr Asphalt erhält und so ihren Schrecken langsam verliert…

Dennoch sind die Distanzen, die harte Fahrweise und der kräftige Gegenwind nichts für die Langlebigkeit der Reifen. Wir beissen uns die Zähne an der patagonischen Pampa aus!

Kurz (200km) vor Punta Arenas können wir den Gauchos beim Eintreiben ihrer Rindviecher zusehen.

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Die mittlerweile dringenst benötigten und bestellten Reifen sind nicht wie abgemacht beim Händler. Somit ist der Loop nach Ushuaia für uns gestrichen und wir suchen nach einem Ausweg…

80km südlich von Punta Arenas endet die Strasse auf Kontinental Amerika im Meer. Für uns heisst das letzter Wendepunkt unserer Reise und wir treten nun die Rückreise an.

Wir gönnen uns und unseren Maschinen zu Weihnachten etwas Ruhe und nehmen die Fähre durch die chilenischen Fijorde zurück nach Puerto Montt.

Vier Tage befinden wir auf hoher See und feiern mit vielen gleichgesinnten Travellern die etwas andere Weihnachten…

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Muchos saludos, abrazo y un buen nuevo ano

los motoqueros, jacky y marc

27.Dezember 2009 · allgemein