Zwischen Bananenplantagen und Staubpisten

Brasilien ist berühmt für seinen Karneval und den Amazonas und hat eine Fläche 8.4 Mio. km2 (24 mal grösser als Deutschland) und eine Bevölkerung von 188 Millionen. Wir bekommen die weiten des Landes in unseren Etappen zu spüren.
Brasilien hat zwar die achtgrösste Wirtschaft der Welt, reichlich an Ressourcen und eine gute Infrastruktur, aber der Lebensstandart variiert sehr. Die Schere zwischen arm und reich geht hier weit auseinander. Wir erleben die erste Etappe sehr differenziert und wandern mit unseren Katis durch hügellige Landschaften, Bananen- und Ananasplantagen, Schlammpisten, sowie entlang an endlosen Sandstränden. Die Menschen hier sind so vielfältig wie die Landschaft. Die alten Traditionen sind hier teilweise noch erhalten. Gauchos (Cowboys) bevölkern den Rio Grande do Sul und den Ruf der raubeinigen Cowboys können sie nicht abschütteln. In den Städten findet das moderne Leben statt, während im Hinterland die Armut lebt und die Bauern ihre Bananen, Ananas und den Mais verkaufen müssen, um an täglich Brot zu kommen.

Wir planten daheim unsere Route genaustens nach Klimazonen ein, so dass wir immer mit den Sommer reisen können. Aber es kommt immer anders als man denkt und in Brasilien ging unser Plan mit den gutem Wetter nicht ganz auf. Es findet gerade ein aussergewöhnlicher Sommer statt. Starke Regenfälle überraschen die Bevölkerung und auch uns. In weiten Teilen des Landes sind Städte überschwemmt und Häuser abgesackt. Der Tourismus bleibt in vielen Urlaubsregionen aus und bringt nicht das erhoffte Geld.
Wir können unser Zelt nicht mehr aufstellen, da die Regenfälle zu stark sind. Einmal wurden wir in unserem Zelt überflutet und alles war nass. Seid dem ziehen wir es vor, an gewissen Tagen lieber in den sogenannten Pousadas zu übernachten. (Hostels) Von den Einheimischen werden wir schon als “crazy Suizos” bezeichnet. Wir sind dennoch bester Laune und geniessen die Tage an denen es nicht regnet, um wieder ein Stück auf der Landkarte voran zu kommen, um Neues zu entdecken. An regnerischen Tagen sind wir mit Reisevorbereitungen beschäftigt und schmieden neue Pläne für den weiteren Weg, aber immer mit dem Gedanken: “Bleib spontan, denn es kommt immer anders als du denkst.”

 


In Chui passieren wir die Grenze zu Brasilien. Der Grenzübertritt ist auch hier komplikationslos.
Hier werden wir stetig mit “todo bem” begrüsst. Alles hier ist todo bem. (Gehts gut, alles ist gut)
Den Daumen nach oben heisst todo bem und der steht bei jedem Brasilieaner ständig gegen oben.
Die Stadt Chui ist durch eine Hauptstrasse geteilt. Die südlichen 2 Fahrspuren sind in Uruquay, die anderen beiden bereits Brasilien. Kein Zaun, keine Mauer.
Die Werbung wird hier vom Velo-Kurrier übernommen und in einer nicht zu überhörenden Lautstärke aus den Lautsprechern auf die Strassen posaunt.  Im Allgemeinen eine recht chaotische Stadt.

 

 

Die Einreisestempel bekommen wir erst in der nächsten Stadt, die vom Grenzposten 20 km entfernt liegt. Wir fragen uns durch. Aufgrund der fehlenden Beschilderung zu dem Ort suchen wir eine Weile bis wir endlich alle Dokumente komplett zusammen haben und der Weiterfahrt Richtung Rio Grande nichts mehr im Wege steht.

 

 


Halt stop Papiere bitte!!! Man winkt uns raus und ich zeige schön anständig meinen internationalen Ausweis. Ich schlage dem Beamten noch die richtige Seite auf Portugisisch auf und lächle wieder mal ganz kräftig. Das hat bis jetzt immer funktioniert. Er möchte noch den Fühererschein sehen. Kein Problem, denn alle Dokumente haben wir in der Schweiz fein säuberlich kopiert und laminiert. So sind wir skrupellosen Polizisten nicht ausgeliefert.  Marc findet seine Kopie nicht sofort und der Bulle murmelt etwas von “Ausweise übersetzen lassen”. So kommt Plan B in Aktion. Er schaltet einen Gang zurück und sucht offensichtlich nach seinem Ausweis und sucht und sucht… Der Beamte hat nicht soviel Geduld und wir können ohne weiteren Komentar weiterfahren. So gehts das!

 


Am nächsten Tag, am Sonntag, gelangen wir durch Zufall wir an ein Gaucho-Fest und dürfen miterleben, wie nach traditioneller Art die Gauchos mit ihren Pferden sich messen und ihre Herden einfangen.

 
Auch die Kleinen werden schon früh in die kulturellen Bräuche mit einbezogen.

  

   
Zwischen Rio Grande und Porto Alegre befindet sich eine abgelegene Landzunge an der man weite Strecken am Beach entlang brausen kann.

 


Unsere Route führt uns weiter ins Winterurlaubsziel von Basilein nach Gramado, nördlich von Porto Alegre.
Wir finden Schokoladenfabriken und Fondue-Beizen, sowie eine saftig grüne, hügelige Landschaft vor.
Die Gegend erinnert eher an die Schweiz.

 
Im Nachbardorf Canela besuchen wir den Nationalpark “Parque do Caracol” mit seinem 131m hohem Wasserfall, sowie den Parque da Ferradura in dem es einen 420 m tiefen Canyon zu bewundern gibt. Von oben haben wir einen herrlichen Blick auf das hufeisenförmige Tal des Rio Cai. Der Park ist voll von zahlreichen Schmetterlingen in den schönsten Farben.

 

 
Auf dem Weg zur Küste stoppen wir im abgelegenen N.P. Itaimbezinho. (Ararangua)
Hier werden wir das erste mal richtig verschiffet. Die Zufahrt zum N.P. ist nur über eine 18km glitschige Erdpiste möglich.
Frohen Mutes starten wir zur 3 stündigen Wanderung zu den Aussichtsplattformen, wo verschiedene Schluchten und Felswände zu sehen sein sollen. Jedoch beim Wendepunkt angekommen stehen wir mitten in den Wolken und können überhaupt nichts sehen. Zudem öffnen sich über uns die Schleusen, sodass wir eine herrliche Regenwanderung zurück zu den Motorrädern haben.


Ab Criciuma bis Florianopolis prägen Bananen- und Ananasplantagen das Landschaftsbild und die kleinen Verkaufsstände laden uns zu einer Pause ein, um die leckeren Früchte zu probieren.


An den Strand fahren die Meisten mit ihrem Pick up oder Andere eben mit ihren Katis und parken zwischen den Sonnenbadenen.


Fischesser, wie ich, kommen hier voll auf ihre Kosten. Es gibt immer reichlich auch wenn man beim Bestellen ausdrücklich erwähnt, dass man wenig möchte. Das scheint hier irgentwie nicht akzeptiert zu werden. Die Esskultur am Mittag gefällt uns beiden sehr gut. In den meisten Restaurants wird ein Buffet mit Salaten, Reis, Bohnen, Fleisch, Fisch, Gemüse und vielem mehr angeboten. Der Teller wird dann abgewogen und bezahlt wird das, was man isst. Diese Variante ist immer sehr lecker und zudem noch günstig. (5 bis 8 Stutz pro Person)

 
Wir finden zwischen Laguna und Florianopolis am Praia do Rosa ein herrlich lauschiges Plätzchen am Strand und wie es der Zufall (oder ist es Schicksal) so will ist dieser märchenhafte Bungalow noch frei. Eigener Strandzugang, Hängematte, wenige Schritte zum Meer laden uns zum Bleiben ein und wir relaxen 3 Tage bei bestem Wetter. “Das Leben kann schon grausam sein…”

Einsame Buchten und Strände sind hier keine Seltenheit. Surfer sind hier auf der Suche nach der perfekten Welle und ihre Chance steht hier nicht schlecht, sie hier zu erwischen. Wir empfinden Praia do Rosa als einen der bisher schönsten Strände Brasiliens.


Leuli nutzt die traumhafte Lage für Yogaübungen. Doch so entspannt wie hier, waren wir schon lange nicht mehr. “Jeder bekommt eben doch das, was er verdient”


Nachdem wir entspannt genug waren, sattelten wir unsere Katis und machten uns auf den Weg nach Florianopolis und die Insel “Ilha Sta. Catarina”. Wir möchten weiter Richtung Sao Paulo, um dort Damian und seine Familie zu besuchen. Da kommt der Abstecher auf die Insel nicht ungelegen.


In Bundesstaat Santa Catarina ist sehr vieles noch ziemlich europäisch und ständig kommen weitere Einwanderer hinzu, die die Traditionen weiterleben. Im “Schwizer Haus” bei Martha Frehner werden Torten, Käse und weitere Spezialitäten angeboten. Leider antwortete niemand auf unser “Grüezi”

 
Wir unternehmen noch einen Abstecher nach Blumenau und Pomerode, für mich als Mecklenburgerin ja wohl fast ein “Muss”. Hier leben deutsche Kultur und Folklore. Wir sehen gepflegte Vorgärten und Strassen, norddeutsche Backstein- und Fachwerk-Architektur. Mehr als drei Viertel der EW sind deutschstämmig. Ein Teil Spricht noch deutsch mit pommerschem Akzent. Ich fühle mich gleich wie daheim, alles ist so sauber und so ganz anders als im restlichen Brasilien. Gegensätzlicher könnte es nicht sein.


Es ist wie im Schlaraffenland. Verhungern muss hier wirklich Niemand. Die Früchte können direkt ab Baum oder Strauch bezogen werden. Desweiteren bietet die Landwirtschaft Reis, Mais, eine grosse Auswahl an Kartoffeln, Fleisch (hauptsächlich Rind) und viele Sorten an exotischen Früchten, die im Geschmack so intensiv sind, dass man fast neidisch wird, auf die, die hier leben und jeden Tag so gut essen dürfen. Kein Vergleich zudem, was wir in der Schweiz oder Deutschland in den Märkten an hochgezüchteten Produkten erhalten.  Man multipliziere es mal 100 und ist noch nicht mal nahe dran. (Worte eines Gourmet)


Da wir uns in Sao Paulo mit Damian verabredet hatten, der für länger dort seine Zelte aufgeschlagen hat, mussten wir uns bei der weiteren Route ein wenig einschränken und Vollgas geben. In drei Tagen liessen wir 1300 km bis Sao José de Campos hinter uns und nun haben wir uns eine einwöchige Pause verdient, um uns und unsere Katis mal wieder gründlich auszulüften.
Brasliliens Nordküste und den Amazonas werden wir zu einem späteren Zeitpunkt erkunden.

Bis zum nächsten mal, bleibt wohl auf und geniesst den bald kommenden Frühling auch ohne die Grillabende in der Lehnbar.

Hasta pronto Leuli & Jacky

 

Was wir sonst noch so erlebten:

Bei unserer letzten Cybercafe-Session wurden plötzlich unsere beiden Bilderspeicher und beide Kameras nicht mehr erkannt. Auch ein neu gekauftes USB-Kabel konnte die missliche Lage nicht verbessern. Erst ein vernünftiger CH-PC mit einem USB-Kabel mit Filter erweckte den Festplatten wieder leben. Weiter unklar ist warum es plötzlich nicht mehr geht wie zu Beginn. Anhaltspunkte zur Klärung dieses Falles sind herzlich willkommen.

Nebst der Erkältung die wir uns in einem AC-Zimmer eingefangen haben, hat Jackys Kati auch einen kleinen Husten eingefangen. nebst der gebrochenen Tachosaite muckt der Freilauf des E-Starters. Eine Inspektion beim nächsten Service wird uns über den Schaden Klarheit verschaffen. Jacky hofft nun einfach, dass die Mechanik noch lange hält und sie nicht zur Kick-Meisterin ernennt wird.

11.März 2009 · allgemein