Von Sao Paulo ueber Missiones nach Cordoba

(Fotos siehe unten)

Nach einer gemuetlichen Woche bei der Familie Looser’s sind wir am 12.03 wieder los in die Weiten des Landes. In einem grossen Bogen fuhren wir durch die brasilianische Schweiz und dann wieder zurueck an die Kueste bei Ubatuba. Dann in den NP Petar und zu den Iguazu-Wasserfaellen. Anschliessend quer durch Argentinien bis Cordoba.

 

Oberhalb von Sao Jose de Campos, in den Bergen auf ueber 1600m treffen wir auf viele Erdrutsche und ein Einheimischer berichtet uns von den schweren Unwettern weiter im Nordwesten. So aendern wir unsere Route um einige Koordinaten ab, da die Strassen nicht mehr befahrbar sind und geniessen die atemberaubenden Aussichten und die bergige Landschaft nur kurz, um am selben Tag noch an die Kueste zurueck zu kehren.
In Ubatuba finden wir wieder mal ein traumhaftes Plaetzchen mit Pool, Bar und das alles direkt am Beach, sodass wir gleich ein paar Tage verweilen. Wir haben ja keinen Stress und keinen Zeitdruck, sodass wir uns gebuehrend vom Atlantik verabschieden koennen.

Bei der Weiterfahrt wird uns die Groesse des Landes wieder einmal bewusst. Brasilien ist riesig und so bleibt es nicht aus, dass die Tagesetappen manchmal die 500km uebersteigen. Doch selbst die Anfahrt zu den Tropfsteinhoelen im Nationalpark Petar ist schon ein Erlebnis. Wir wandern mit unseren Katis auf abgelegen Straesschen durch faszinierende Bananenplantagen und wilde Waelder bis zu den Hoelen. Do Diabolo und Santana sind bezaubernd und erdrueckend schoen. Wir schlingen uns wie Indiana-Jones durch schmale Spalten, um dann in riesigen Kavernen auf die bis zu 10m hohen Stalagtiten zu treffen. Nur mit Stirnlampe bewaffnet klettern wir die Bambusleitern hoch und runter. Wir sind mit einem brasilianischen Paerchen wohl die einzigen Besucher des ganzen Tages, so wenig Touristen hat es hier vor Ort.

Nach einer Nacht in einem knastaehnlichen Hotel (Jacky kontrolliert die ganze Nacht, ob sie nicht von gefaehrlichen Wanzen aufgefressen wird) geht’s schnurstracks nach Iguazu. Die anfangs noch huegelige Landschaft auf rund 1000m eignet sich fantastisch zum motorradfahren. Kaum 100m ohne eine Kurve. So ist es uns beinahe schwindelig, als wir in Curitiba wieder auf die Schnellstrasse wechseln. Dann heisst es wieder Kilometer fressen.
Am Mittag kehren wir in einer Churrasceria (Grill-Restaurant) am Strassenrand ein. Man fragt uns auf portugiesisch, ob wir Mittag essen wollen. Unsere Antwort: “si si, claro” er verschwindet in der Kueche. Kurz darauf haben wir zehn Platten mit Reis, Kartoffeln, Poulet, Goulasch, Rippchen, Steak, und verschiedene Salate auf dem Tisch. Eine Menge, die in der Schweiz fuer 4 Personen aufgetischt wird. Alles schmeckt super und uns platzt fast der Wanz als wir das Lokal um 15 Franken erleichtert verlassen…

In Iguazu finden wir die richtige Oase, um die Seele baumeln zu lassen und mit Gleichgesinnten Reiseerfahrungen auszutauschen. Der Garten ist voller Baeume und Fruechte, Haengematten laden zur Siesta ein, leckerer Caipi wird einem gereicht und am abend sitzen wir gemuetlich am Feuer und grillen.
Hier besichtigen wir die gigantischen Wasserfaelle von Iguazu. In ueber 280 einzelnen Cascaden fallen riesige Wassermassen auf einer breite von 2km, 80m in die Tiefe.
Zwei Tage lang wandern wir um die Faelle herum und goennen uns zum Abschluss noch eine Action-Bootstour mitten in die Wassermassen hinein. Pudelnass und einen Adrenalinschub reicher entsteigen wir dem Boot.
In dem 2100km^2 grossen Nationalpark, der zu einem grossen Teil aus Regenwald besteht, leben tausende Insektenarten, hunderte verschiedene Vogelarten sowie Saeugetiere und Reptilien. Viele davon sind in einem Park hautnah zu bestaunen.
20km noerdlich befindet sich der weltweit leistungsfaehigste Staudamm. “Itaipu Binational” versorgt zu 100% Paraguay und liefert 20% von dem brasilianischen Bedarf an Elektrizitaet.

Nach einem Monat in Brasilien verlassen wir das Land. Wir sind fasziniert und werden gerne wieder zurueckkehren. Die Menschen sind einfach und freundlich, ein wenig schuechtern aber nicht scheu. Kompliziert ist hier keiner. Das und die atemberaubende Landschaft machen Brasilien zu einem lohnenden Reiseziel. 
Der Grenzuebertritt ist ein weiteres mal unproblematisch, doch muessen wir auch stets viel Zeit mitbringen, um mit den Zollbeamten ueber unsere Reise und die Dakar zu plaudern. Erst spaet am Nachmittag erreichen wir die Stadt, wo wir noch “schnell” Geld holen moechten. Doch dies erweist sich wie in Uruguay als schwierig. Die Automaten wollen uns lediglich 100 Franken pro Bezug hergeben. Wir fahren quer durch die Stadt, sogar zum Flughafen raus. Aber kein Einziger spuckt einen vernuenftigen Betrag aus. So bleibt uns nichts anderes uebrig, als die hohen Gebuehren zu bezahlen.

Im Gegensatz zur brasilianischen Seite, wo man die Wassermassen eher von unten betrachtet und man einen guten Ueberblick ueber die gesamten Faelle hat, ist die Argentinische durch viele Wanderwege direkt zu den WF begehbar und man hat eine viel detailiertere Sicht.

In der Provinz Missiones begleiten uns viele Pisten mit tiefroter Erde. Die Motorraeder, unsere Klamotten und wir sind ploetzlich im Einheits-Look: Rot
In dieser Gegend errichteten die Jesuiten im 17. Jahrhundert viele Estancen, um die indigene Bevoelkerung zu zivilisieren und zu bekehren. Einige davon sind noch als Ruinen erhalten und sind als Unesco-Weltkulturerbe geschuetzt.

Im Norden von Argentinien und in Paraguay eskaliert das Problem mit dem Denguefieber. In den Nachrichten wird von einer Epidemie gesprochen. Zusaetzlich verschlaechtert sich der Zustand von Jacky’s Kati. Wir schlingeln uns nach Cordoba durch, um eine Werkstatt zu suchen und die Reparatur des Feilaufs und den faelligen Service zu machen.

Cordoba mit seinen 1,2Mio Einwohnern und seinen vielen Kolonialbauten, besteht zur Haelfte aus Studenten, die das ganze Stadtbild praegen. Wir fuehlen uns auf anhieb wohl und es ist angenehm in der Stadt zu verweilen. Wir geniessen den heissen Herbst mit Temperaturen um die 30 Grad.

Die Reparaturarbeiten gehen nur sehr schleppend voran. Werkzeug und Ersatzteile muessen erst organisiert werden. Alles geht sehr suedamerikanisch zu und her: Mañana, mañana… Doch wir sind mittlerweile in Geduld geuebt und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen.
So entschliessen wir uns, unser mittlerweile als Portañol zu bezeichnendes Spanisch durch geeignete Lehrkraefte (Escuela Set Idiomas) wieder auf Vordermann zu bringen. Gleichzeitig erkunden wir die Sierren (Bergketten) rund um Cordoba.
Auf einem Ausflug nach Alta Gracia besuchen wir Che Guevaras Jugendhaus, in dem er bis zu seinem 16ten Lebensjahr gelebt hat. Viele Fotos und persoenliche Gegenstaende sind ausgestellt. Schulkollegen erzaehlen ihre Geschichten…

 


Iguazu-Brazil, Schlaraffenland

 


Unser Zimmer befindet sich im ehemaligen Stall. Es ist dennoch alles liebevoll und gemuetlich hergerichtet.
“Basico pero muy bueno”


Meine Kati (Jack) hat die ersten Alterserscheinungen. Der Freilauf muckt und muss ersetzt werden.
In Gordoba nimmt man sich dem Problem an. Dennoch muessen wir viel Geduld haben und eine Loesung findet sich nicht auf die Schnelle, da das Ersatzteil fehlt. Mittlerweile arbeitet Marc schon in der Werkstatt fleissig mit und wir wurden vom Werkstattleiter Juan zum Essen zu sich daheim eingeladen. So gut kennt man uns schon dort…
… wir warten jeden Tag auf und hoffen, dass das Teili nun endlich da ist.


Cordoba gefaellt uns super und es wird uns nicht langweilig. Erneut druecken wir die Schulbank. Desweiteren findet in den Bergen gerade die Rally Argentina statt, die wir miterleben wollen.

Sonnige Gruesse senden euch Marc und Jacky
Hasta pronto und das naechste mal wohl aus Chile.

22.April 2009 · allgemein